Clemens Verbundenheit zum Licht- und Stagedesign beginnt schon in seiner frühen Kindheit, als er sich von seinen Eltern zu Weihnachten eine Diskokugel wünscht. Da sein Vater in der Veranstaltungsbranche am Gasteig arbeitet, wird er schon früh als Kind beeinflusst, denn er hat oft die Möglichkeit einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und bekommt so die Show- und Bühnenwelt hautnah mit. Ab da zieht sich die Faszination zur Musik, zur Bühne, zum Licht und zur Veranstaltungsszene durch sein komplettes Leben. In der Schulzeit entwirft Clemens schon die ersten Lichtshows für Events und in seinem Architekturstudium lernt er die Münchner Band „Fertig los“ kennen, die er dann eigentlich eher zum Spaß spontan auf Tour begleitet.
Ab dem Zeitpunkt fängt Clemens an Kontakte aus ganz Deutschland zu knüpfen und schon bald gestaltet er die ersten Lichtshows für deutsche Bands, wie Fiva, Bilderbuch oder Tua. Inzwischen hat er sein eigenes Büro im Herzen von Maxvorstadt. Da er so viele Anfragen bekommt, kümmert er sich im Moment eher um das Management und ist im engen Kontakte mit den einzelnen Musikern, sodass er weniger Zeit findet selber zu gestalten. Deshalb unterstützen ihn der Architekt Taimur Julian El Khorazaty und der Industriedesigner Stefan Troendle, die mit Clemens die Bühnen- und Lichtdesigns entwerfen.
Besonders interessant finden wir an Clemens Arbeit, dass die Bereiche Design, Architektur, Bühnenbild, und Technik in einem vereint werden. Bei unserem Besuch erzählt er über sein Leben als Stage- und Lichtdesigner, von seinen täglichen Herausforderungen, warum die direkte Zusammenarbeit mit den Künstlern so wichtig ist und weshalb man auch mal eine Pause machen sollte.
Die Idee einen analogen Bildschirm zu schaffen schwebte Clemens schon seit längerem im Kopf und wartete eigentlich nur noch auf den richtigen Moment, um umgesetzt zu werden. Als dann die Kölner Band AnnenMayKantereit für ihre Tour 2019 ein Stage- und Lichtdesign von Clemens anfragte, war schnell klar, dass das Konzept wie gemacht für die Tour der Band war. Mit ihren Songs “Barfuß am Klavier“ oder „Oft Gefragt“ schaffen sie mit Akustikinstrumenten und der rauen und außergewöhnlichen Stimme des Sängers Henning May eine ganz besondere Stimmung auf der Bühne. Mit einer extrem digitalen und explosiven Lichtshow konnten sich die Musiker nicht identifizieren. Auf Grund dessen schuf Clemens mit seinem Team die analogste Leinwand aus weißen A3-Papieren, die sie sich selbst vorstellen konnten.
Die Auftritte wurden während den Konzerten live auf den Papierbildschirm projiziert. So hatte das komplette Publikum die Möglichkeit die Auftritte hautnah zu erleben. Eine der größten Herausforderungen der Umsetzung war das passende Material für die A3 Blätter zu finden, da wegen der Brandschutzvorschriften natürlich kein echtes Papier verwendet werden durfte. Nach längerer Recherche stieß Clemens über ein Material, dass das Papier hervorragend ersetzen konnte.
Die Herangehensweise eines Projektes unterscheidet sich je nach Künstler immer wieder aufs Neue. Im Falle von AnnenMayKantereit stand zu Beginn nur das Konzept, die Bühne so analog wie möglich zu gestalten. So ist hier Clemens Ideenreichtum besonders wichtig, wenn bis auf ein Grundgefühl für die Show noch keine Vision vorhanden ist und diese neu erarbeitet werden muss. Es gibt aber auch Bands, die mit konkreten Vorstellungen auf Clemens zukommen. Dann wird das Konzept in enger Zusammenarbeit entwickelt. Da kann es schon mal vorkommen, dass hunderte von Sneakern zum Bühnenbild gemacht werden sollen. Diese Schuhe dann auch noch zum Schweben zu bringen gehört ebenso zu Clemens Aufgaben, wie das Ganze mit Licht in Szene zu setzen. Wer 2017 die Gelegenheit hatte ein Konzert von Bilderbuch zu besuchen, weiß wie gut das am Ende aufgegangen ist. Um Produktionen dieser Größe umzusetzen bedarf es an umfangreichem KnowHow in Bereichen von Architektur über Lichttechnik bis hin zu Brandschutz.
© Paul Gärtner